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Unterrichtsidee

Verzweigte Geschichten

Eine kreative, aber anspruchsvolle Form des Storytellings: Geschichten, bei den die Lesenden auf den weiteren Verlauf Einfluss nehmen können

Beschreibung

«Wenn du willst, dass die Heldin die Falltüre öffnet und in den dunklen Keller hinabsteigt, dann klicke hier, wenn du willst, dass sie durch das geöffnete Fenster flüchtet, dann klicke hier»: Das Prinzip verzweigter Geschichten gibt es in unterschiedlichsten Erscheinungsformen und unter vielen Namen: als «Spiel-Buch» mit Fortsetzungen der Geschichten in unterschiedlichen Kapiteln, als analoge oder digitale Lesespur-Geschichten, bei welchem der Verlauf einer Geschichte mit Hilfe eines Planes herausgefunden werden muss, als Click-Stories, Hypertext-Fiction etc. Unter dem Begriff «Interactive Fiction» ist die Idee verzweigter Geschichten auch ein Genre der Gameentwicklung. Allen Formen gemeinsam ist, dass die Lesenden aktiv in den Verlauf der Geschichte einbezogen werden und diesen (vermeintlich) beeinflussen können.

Die Hyperlink-Technologie eignet sich nun bestens zur Gestaltung eigener verzweigter Geschichten: Mit einem Klick auf einen Link landet man an einer neuen, vorher nicht sichtbaren Stelle innerhalb eines Dokumentes (z.B. Word) oder auf einer neuen Folie (z.B. PowerPoint). Eleganter geht dies mit dem webbasierten Tool «Twine», oder der entsprechenden lokal installierbaren Applikation. Mit diesem Werkzeug werden die Schülerinnen und Schüler durch die Erstellung des Hypertextes, bzw. der verzweigten Geschichte geführt: Erzähltexte und Links zur Auswahl des weiteren Verlaufes werden in vorgegebene Felder eingegeben.

Das Entwickeln einer verzweigten Geschichte braucht neben der packenden Idee zum Aufbau und Verlauf auch eine gute Struktur (die verschiedenen Stränge der Geschichte müssen ja immer wieder zusammen laufen) – und, wenn die Geschichte als kollaboratives Schreibprojekt aufgegleist wird, auch eine gute Organisation des Prozesses. Das Dokument «Verzweigte Geschichten» (siehe «Materialien für die Unterrichtsvorbereitung») des Zentrum Lesens gibt hier gute Hinweise.


Mögliche Aufgabenstellungen

Einführung

Was sind verzweigte Geschichten, wie funktionieren sie? Schnuppern in «Spielbüchern» aus der Bibliothek, falls vorhanden, Durchspielen des vorbereiteten Twine-Beispiels (siehe «Materialien für den Unterricht»).

Geschichte schreiben

  • Die Schülerinnen und Schüler schreiben in Gruppen eine eigene Abenteuergeschichte. Evtl. bekommen sie dazu mögliche Geschichten-Anfänge (siehe «Materialien für den Unterricht») oder sie sammeln in einem Brainstorming ihre Ideen.
  • Es wird geklärt, ob die Geschichte in einem einzigen Ende mündet, oder ob die verschiedenen Stränge unterschiedlich enden. Die erste Variante ist anspruchsvoller.
  • Mit Hilfe von Post-it Zettel wird die Geschichte in den Gruppen skizziert und auf einem FlipChart ausgelegt, so dass eine Übersicht über Verzweigungen und Zusammenführungen möglich wird.
  • Die einzelnen Teiltexte werden in der Gruppe verteilt und dann auf Google docs oder einem andern kollaborativen Textwerkzeug geschrieben und bearbeitet.
  • In der Klasse werden Kriterien für gute verzweigte Geschichten, für den Gruppenprozess und für die digitale Umsetzung erarbeitet und, soweit schon möglich, auf die eigenen Entwürfe übertragen. Die Lehrperson wird zu einem Feedback (evtl. zu einem bestimmten Kriterium) in das Text-Dokument eingeladen. Die Lehrperson stellt mit den erarbeiteten Kriterien ein Raster für das Schlussfeedback / die Beurteilung zusammen, bestehend aus Selbst- und Fremdeinschätzung.

Zwischenhalt

  • Das Bewertungsraster (siehe «Materialien für die Unterrichtsvorbereitung») wird angeschaut. Diskussion: Was macht eine gute verzweigte Geschichte aus? Welche Kriterien des Rasters sind besonders wichtig, was fehlt und muss ergänzt werden?
  • In den bisher entstandenen Texten wird nach Beispielen für die Erfüllung der Kriterien gesucht. Anschliessend werden die Geschichten nochmals überarbeitet.

Twine

Die Schülerinnen und Schüler arbeiten sich mit dem Twine-Tutorial (siehe «Materialien für den Unterricht») in das Tool ein. Anschliessend erfassen sie ihre Geschichten.

Austausch / Abschluss

  • Die Schülerinnen und Schüler stellen sich ihre Geschichten gegenseitig vor.
  • Das Kriterienraster wird für eine Selbst- und Fremdeinschätzung ausgefüllt.
  • Die URLs (Webadressen) der Geschichten werden als QR-Code ausgegeben und so anderen Klassen zur Verfügung gestellt.
Mögliche Reflexionsfragen

Janaíra Schär und Nicole Schmid, welche diese Unterrichtseinheit für ihre Klassen entwickelten, nutzten einen Kriterienraster für die abschliessende Einschätzung der Geschichte und ihrer digitalen Aufbereitung, zur Diskussion und zur Beurteilung. Sie stellen diesen unter «Materialien für die Unterrichtsvorbereitung» zur Verfügung.

Als Zwischenhalt können auch folgende Fragen dazu dienen, den Fokus auf Problemlösestrategien zu lenken:

  • Wo seid ihr beim Schreiben der Geschichte ins Stocken geraten, wo wart ihr euch nicht einig? Wie habt ihr diese Schwierigkeiten gelöst?
  • Was war neu am Programm «Twine»? Welche Schwierigkeiten hattet ihr, wie habt ihr diese Schwierigkeiten gelöst?

Materialien für den Unterricht

Materialien für die Unterrichtsvorbereitung

Beispiele

Das Unterrichtsbeispiel wurde von Janaíra Schär und Nicole Schmid der Sekundarschule Felben (TG) entwickelt und zur Verfügung gestellt.

Lehrplan 21

Sprachen - D.4.C.1
Die Schülerinnen und Schüler können ein Repertoire an angemessenen Vorgehensweisen zum Ideenfinden und Planen aufbauen und dieses im Schreibprozess zielführend einsetzen.
Sprachen - D.4.B.1
Die Schülerinnen und Schüler kennen vielfältige Textmuster und können sie entsprechend ihrem Schreibziel in Bezug auf Struktur, Inhalt, Sprache und Form für die eigene Textproduktion nutzen.
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