Poesie des Alltäglichen
Die Slow-Motion-Aufnahme verleiht alltäglichen Vorgängen einen Zauber, der mit Malen eingefangen und festgehalten wird.
Die Slow-Motion-Aufnahme verleiht alltäglichen Vorgängen einen Zauber, der mit Malen eingefangen und festgehalten wird.
Wabern, schillern, abperlen, überfliessen: Ein alltäglicher Vorgang wird mit einem einfachen Filmsetting und der Slow-Motion-Funktion des Tablets oder Smartphones festgehalten und anschliessend als Malerei in Szene gesetzt. Erst die Slow-Motion-Aufnahme, welche die gewohnte Betrachtungsweise verändert, holt die Details alltäglicher Vorgänge ins Blickfeld. Mit einem Standbild festgehalten, lässt sich das Momentum malerisch nachbilden. Als Malerei soll die Aktion durch die gezielte Farb- und Auftragsart zusätzlich verstärkt werden. Was beispielsweise heruntertropft, darf auch malerisch reliefartig aufgetragen werden.
Die auf die aussagekräftigsten Sekunden reduzierten Slow-Motion-Videos ergeben aneinandergereiht ein Klassenresultat, welches als Installation die Bildergalerie ergänzt.
Hintergrund:
Dem LP21, Bildnerisches Gestalten liegt ein erweiterter Bildbegriff zu Grunde. Dieser umfasst einerseits zweidimensionale, unbewegte und bewegte Bilder und andererseits dreidimensionale Werke in Architektur, Plastik, Installation und Performance. Zudem werden äussere Bilder, diesich auf Objekte und Phänomene beziehen, von inneren Bildern, die Vorstellungen, Fantasien, Empfindungen und Assoziationen enthalten, unterschieden. Diese vier Ausprägungen lassen sich in diesem Unterrichtsbeispiel verbinden: Ausgehend vom konkreten Objekt über die bildnerische Umsetzung bis hin zur Videoinstallation auf der einen Achse sowie von der konkreten Nutzung eines Alltagsgegenstandes zur Verfremdung durch die Verlangsamung des Bewegungsablaufes auf der andern.
Einstieg
Tropf, tropf: Das Projekt beginnt mit einem Wettbewerb: Ohne Input ist die Klasse aufgefordert, in Vierergruppen die Aktion «tropfen» filmisch und in einem ausgewählten Screenshot so darzustellen, dass der Vorgang klar verständlich und originell ist.
Eine Gruppe fungiert hier als Jury und formuliert drei Kriterien aus, nach denen die Videos ausgewertet werden.
Kontextualisierung
«Tropfen-Werke» zweier Künstler werden in die Runde gebracht, um zwei verschiedene Darstellungsweisen aufzuzeigen und zu diskutieren; abstrakt, performativ von Jackson Pollock und gegenständlich von Kim Tschang Yeul. (Siehe «Hauptaufgabe Aktion» unter Beispiele).
Farbmittel und Auftragsarten
Als Vorbereitung für die Hauptarbeit werden drei Farbmittel und eine Übersicht über mögliche Auftragsarten mit kleinen Mustern getestet.
Farbmittel: Gouache, Acryl, Aquarell
Auftragsart: Pastos, Lasur, Lavur, Verblenden
Hauptteil
Eine Sammlung von Alltagsgegenständen (siehe Foto unter «Beispiele») lädt zum Ausprobieren ein: Was lässt sich damit tun? Welches Verb beschreibt den Vorgang möglichst präzise?
Selbstbeurteilung und Rückmeldung
In der Umsetzungsphase haben die Schüler*innen die Möglichkeit ihren aktuellen Stand mit Hilfe des Bewertungsbogens zuerst selbst einzuschätzen und mit der Lehrperson zu besprechen. Diese hebt hervor, welche Aspekte bereits gelungen sind und mit kleinen oder grossen Eingriffen zusätzlich verstärkt werden können.
Erfahrung
Die Schüler*innen hatten die Funktion von iMovie sehr schnell erfasst. Bei der malerischen Umsetzung war es wichtig, dass die Schüler*innen mit Geduld in mehreren Farbschichten an ihrem Bild arbeiteten.
Dauer
8–9 Doppelstunden
Die folgenden Dokumente wurden von Anna Ott, Lehrerin für Bildnerisches Gestalten, zur Verfügung gestellt:
Die Fotos stammen aus dem Unterricht von Anna Ott, umgesetzt mit einer 2. Sek P-Klasse in Olten.